Greuel und Tiere im Forst bei Kalchreuth

19.2.2018, 15:00 Uhr
Greuel und Tiere im Forst bei Kalchreuth

© Fotos: Ernst Bayerlein

Dort gibt es seit 2016 auch Tafeln mit jeweils einer kurzen Information über den Stein, die Quelle oder Sehenswürdigkeit. Wer mehr erfahren möchte ist aber auf die Broschüre des Forstamtes Erlangen aus dem Jahr 2004 angewiesen.

Eine andere Möglichkeit ist dass man sich als Gast den Wanderungen des 1. Fußballclubs Kalchreuth anschließt, seit zehn Jahren führt der Verein jeden Monat eine zwei- bis dreistündige Wanderung mit Infos zu jeweils einer Sehenswürdigkeit im Sebalder Reichswald oder in der Umgebung des Kirschendorfs durch.

Es gibt nämlich so viele Geschichten, Legenden und Hintergründe zu den einzelnen Steinen. Manche dunkle Tat ist im Reichswald begangen worden, woran da und dort noch eine Martersäule erinnert. Zwar erzählen nicht alle Martersäulen von Freveltaten, manche wie die Rote Marter, östlich vom Ofenlochberg oder die Wolfsmarter, südlich der Wolfsfelder Wiese, sind nichts weiter als Forst-Reviergrenzsäulen. Doch soll zum Beispiel der Kreuzstein an der Hasensteinlinie daran erinnern, dass einst ein Bursche sein schwangeres Mädchen im nahen Sambachweiher ertränkt hat.

Der Maulaufreißer, eine Gedenksäule an der Kreuzung Tennenloher Weg/Uttenreuth-Neunhof, ist zum Andenken an die Nürnberger Patriziersöhne Sebastian Schedel und Christian Pfinzing errichtet worden, die 1547 bei einen Ritt von Nürnberg nach Marloffstein von durchziehenden italienischen Soldaten hier erschossen wurden.

Gleich zwei Gedenksteine erinnern an Förster, die "in treuer Ausübung ihres Dienstes" starben. Der Arnold- Gedenkstein im Buckenhofer Forst, erinnert daran, dass am 18. Oktober 1851 "durch einen Schuss aus Freundesrohr infolge Selbstentladung des Gewehres" der Königliche Revierförster Christian Friedrich Ludwig Arnold hier verschied. Auch das Häfner-Denkmal am Weinweg/Wurzelweg, das an den Kgl. Förster Albrecht Häffner aus Tennenlohe erinnert, der am 18. Mai 1899 hier verstarb, als er aus seinem Jagdwagen stieg.

Greuel und Tiere im Forst bei Kalchreuth

Etwas Besonderes ist der Franz-Köhl-Turm in der Nähe des Gründlacher Berges, gleich neben der Forststraße Neunhof – Dormitz. Zur Beobachtung der Schießübungen der Reichswehr auf dem nahen Dornberg-Gelände wurde 1936 ein schöner, runder Beobachtungsturm aus Sandstein erbaut, etwa sieben Meter hoch und mit einer Plattform, die früher über eine senkrechte Steigleiter erreicht werden konnte. Leider sind die Bäume ringsherum schon höher gewachsen, sodass die Aussicht nicht mehr gegeben ist. Genannt ist der Turm nach den Hauptmann Franz Köhl, geboren wurde er 1886 in Neu-Ulm, gestorben ist er 1976 in Erlangen.

Schließlich gibt es noch zahlreiche Quellen im Sebalder Reichswald wie die Dürer-Quelle und den Tropfenden Fels, beide in der Nähe von Kalchreuth oder das Hasenbrünnlein in der Nähe der ehemaligen Munitionsbunker.

Viele Gedenksteine erinnern daran, dass es früher viele Tiere wie Hirsche und Wölfe im Reichswald gegeben hat, oder auch an markante Bäume wie die Teufelseiche in der Nähe des Kreuzweihers oder der Sechs-Föhrenstein in der Nähe der Ohrwaschel.

Dort sind auch noch deutlich die Spuren vom früheren Sandstein-Abbau ab 1839 zu sehen. 1865 wurde dann ein Wirtshaus eingerichtet, es war ein beliebter Treffpunkt für Waldarbeiter, für die Arbeiter im Steinbruch, aber auch für Ausflügler. Die Lage des Steinbruches und der Wirtschaft führten in den folgenden Jahren aber dazu, dass das Forstamt feststellte: "Der Steinbruch und das Wirtshaus ist das Asyl für die schlechtesten Elemente der ganzen Umgebung geworden, insbesondere aber für Wilderer, Holzfrevler und Vogelfänger. Die Forstbehörde verlängerte den Pachtvertrag nicht mehr und im Jahr 1912 endeten der Steinbruch und die Wirtschaft.

Nur noch ein Gedenkstein erinnert an den früheren Weiler Wolfsfelden an der Kreisstraße von Kalchreuth nach Nürnberg-Neunhof. 1394 ist die erste Erwähnung als Besitz der Burggrafen zu Nürnberg. Ursprünglich ein Bauerngut erlebte Wolfsfelden im 17. Jahrhundert eine Glanzzeit, es kamen adelige Gutsherren. Sie ließen 1652 sogar ein Schlossgebäude errichten und zeitweise lebten 80 bis 100 Menschen dort. 1836 kam der Bauer Johann Sperber mit seiner Ehefrau nach Wolfsfelden. Das Gut wurde später geteilt und im alten Schloss ein Wirtshaus eingerichtet. Dieses war Ende 1800 nicht nur ein Treffpunkt für Waldarbeiter und durstige Ausflügler, sondern auch für Holzdiebe, Wilderer und Vogelfänger. Das damalige Bezirksamt Erlangen und die Gendarmerie in Heroldsberg hatten damit viele Probleme und trachteten danach das ganze Gut

aufzukaufen und abzureißen, im Jahre 1900 war es dann soweit.

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